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Sportpolitik zwischen den Stühlen
Verwaltungswirt Maik Albrecht erlebt beide Perspektiven im Konflikt zwischen Stadtverwaltung und Schöninger Sport AG.

Von Markus Brich

Schöningen. In der Zusammenarbeit zwischen der Schöninger Stadtverwaltung und den Sportvereinen knirscht es gewaltig. So sehr, dass die in der Sport AG zusammengeschlossenen Vereine in einem Brandbrief an Bürgermeister Henry Bäsecke der Verwaltung "mangelnde Wertschätzung, keine Transparenz, fehlende Kommunikation und kein existierendes Zukunftskonzept" vorgeworfen haben.

Im Sinne des Wortes zwischen den Stühlen sitzt Maik Albrecht. Der 45-jährige Verwaltungswirt arbeitet in der Stabsstelle der Stadtverwaltung und ist seit Sommer 2017 ihr offizieller Vertreter in der Sport AG. Zugleich ist der Schöninger selbst Mitglied in sechs Vereinen der Stadt und wirkt ehrenamtlich in deren Vorständen mit. Diese Doppelrolle gewährt ihm tiefen Einblick in die Probleme beider Seiten, von Vereinen und Verwaltung. Offen und selbstkritisch fällt seine Analyse aus.

"Selbstverständlich gibt es eine Kommunikation zwischen der Stadt und den Vereinen", sagt Albrecht, "doch es fehlt aus Sicht der Vereine an Verlässlichkeit und Verbindlichkeit seitens der Stadtverwaltung und auch der politischen Fraktionen." Der Austausch in Gesprächen wie auch das ohne Zweifel ernst gemeinte Lob an die Vereine und die Anerkennung für deren gesellschaftliches Engagement für die Stadt reichten aber nicht aus, wenn beispielsweise für Vereine relevante Themen erst diskutiert werden, doch dann wieder von der Tagesordnung verschwinden. "Da machen wir als Stadtverwaltung keine gute Figur", räumt Albrecht ein.

Ein Beispiel dafür ist die Diskussion um den Nutzungsbeitrag für den Herzoginnensaal. "Im Ausschuss wird eine Vorlage öffentlich beraten und ein Kompromiss empfohlen, doch dann erfährt niemand, wie es weitergeht. Deshalb machen sich Vereine nun auf die Suche nach anderen Orten für ihre anstehenden Jahresversammlungen oder Veranstaltungen - weil sie absolut nicht wissen, was künftig auf sie zukommt." Solche Hängepartien aufgrund fehlender klarer und schneller Entscheidungen seien es, die die Organisatoren in den Vereinen, die oft pragmatisch handeln müssten, auf die Palme brächten.

Ursächlich dafür seien auch fehlende Strukturen und klare Zuständigkeiten innerhalb der Verwaltung. Ein Zustand, der schon seit langem bestehe, sagt Albrecht mit Blick auf die vielen wechselnden Ansprechpartner für Vereine in den vergangenen fünf Jahren. "Wenn es um einen tropfenden Wasserhahn geht, leistet die Stadt schnell Hilfe. Doch sobald es um komplexe Probleme geht, werden Entscheidungen oft von einem zum anderen Fachbereich geschoben." Für die Vereine entstehe der Eindruck: Die Verwaltung sitzt das aus.

Auch im Zusammenwirken von Fraktionen, Rat, Ausschüssen und Verwaltungsspitze macht Albrecht dieses Problem aus und bedauert: "Keiner hat den Mut, eine klare Linie vorzugeben - wohl aus Angst, sich unbeliebt und es nicht allen recht machen zu können." Doch die Vereine brauchten zeitnahe Antworten auf ihre Probleme, ein schnelles und klares Ja oder Nein.

"Keiner hat den Mut, eine klare Linie vorzugeben."
Maik Albrecht, Verwaltungswirt, über ein Kernproblem der Zusammenarbeit.

Braunschweiger Zeitung - Helmstedt - vom 13.01.2018
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