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Ärger über bürokratische Hürden
„Sport bewegt sich auf der letzten Rille“

von Katja Weber-Diedrich

Helmstedt. „Die Nutzung der Sportstätten ist zu einem großen bürokratischen Akt geworden, der unsere ehrenamtliche Arbeit unnötig erschwert.“ Dieses Fazit zieht Fred Gronde, Vorsitzender des TC Schöningen, nachdem die neue Nutzungsordnung für Sportstätten des Landkreises Helmstedt ein halbes Jahr besteht.

Am 1. August 2014 trat eine Regelung in Kraft, die dazu führte, dass bereits einige eranstaltungen von Vereinen im Landkreis Helmstedt abgesagt werden mussten. In der Verordnung heißt es unter anderem unter dem Punkt 11c (Verbote): „In den Örtlichkeiten des Landkreises Helmstedt ist es verboten,... Speisen und Getränke in den Gebäuden zu erhitzen. Über besondere Ausnahmen zum Erhitzen von Speisen und Getränken bei besonderen Veranstaltungen entscheidet die Verwaltung, dabei ist ein enger Maßstab anzulegen.“ Das könnte nicht nur für Veranstaltungen wie Kinderfasching oder Weihnachtsfeiern in Sporthallen ein Problem darstellen, sondern auch für den sportlichen Betrieb. Denn bei Punktspielen oder Hallenturnieren werden in der Regel Kaffee ausgeschenkt und Würstchen verkauft. Die Vereine können so ein bisschen ihre Vereinskassen aufbessern in Zeiten, in denen die Zuschüsse seitens der Kommunen stark gekürzt oder ganz gestrichen wurden.

Der Vorsitzende des Kreissportbundes Helmstedt, Jürgen Nitsche, ist alles andere als zufrieden mit der Nutzungsordnung für Sportstätten des Landkreises Helmstedt. „Immer mehr entzieht man den ehrenamtlich Engagierten bereits im Keim jegliche Motivation“, kritisiert er und meint damit die ständige Zunahme an „bürokratischen Hürden“, die Sportvereine zu meistern haben. Fred Gronde kann dies bestätigen. „Bisher hatten wir immer ein Gewohnheitsrecht in den Hallen, jetzt müssen wir Anträge stellen und uns durch zahlreiche Vorschriften lesen“, berichtet er aus Erfahrung. Bereits die Kinderweihnachtsfeier des TC Schöningen im vergangenen Jahr hing am seidenen Faden, weil es ein Abstimmungsproblem gab. „Wir haben seitens der Vereine mit der Stadt Schöningen Hallenzeiten abgesprochen und den Plan wie immer durch die Stadt an den Landkreis schicken lassen.“ Nach Inkrafttreten der neuen Verordnung hatte dies aber nicht ausgereicht und jede Veranstaltung musste noch einmal einzeln beim Landkreis beantragt werden. „Außerdem musste ich den Kreisbrandmeister Olaf Kapke informieren, dass wir eine Veranstaltung machen, und Feuerlöscher vorhalten“, berichtet Gronde weiter - und das, obwohl an jeder Tür der Halle Feuerlöscher hängen.

Den Kinderfasching in der nächsten Woche habe der TC Schöningen absagen müssen (wir berichteten), weil er brandschutzrechtlich nicht zugelassen wäre, klärt der Vereinschef weiter auf. Weil es in der Eichendorffhalle in Schöningen keine Tribüne gibt, hätte sich das ganze Geschehen auf der Hallenfläche abgespielt - Gäste müssen sich laut Brandschutz aber außerhalb der Veranstaltungsfläche aufhalten können. „Diese Regelungen schränken unseren gesamten Betrieb ein“, unterstützt auch Torsten Scharf, Vorsitzender des TSV Germania Helmstedt sowie der Arbeitsgemeinschaft der Helmstedter Sportvereine (Arge). „Das geht zu Lasten unserer Kinder und Jugendlichen sowie auch unserer Vereinskassen“, sagt er. Kaffee kochen und Würstchen warm machen müsse einfach möglich sein. Ansonsten seien alle Veranstaltungen im Kinderbereich wie zum Beispiel AWO-Kinderfeste oder Sportveranstaltungen dem Tode geweiht. Schließlich erwarteten die Gäste auch, dass sie eine Tasse Kaffee vor Ort kaufen können. „Wir können die doch nicht von der Kanthalle in die Innenstadt schicken, um sich einen Imbiss zu holen“, nennt Scharf dabei ein Beispiel.

Jürgen Nitsche indes argumentiert noch schärfer als die beiden Vereinsvorsitzenden. Für ihn ist klar: „Der Sport bewegt sich auf der letzten Rille. Durch den steigenden Druck der Bürokratie finden wir immer weniger Ehrenamtliche, die bereit sind, sich für unseren Nachwuchs zu engagieren.“ Dabei sei genau das in der heutigen Gesellschaft so wichtig, unterstreicht der KSB-Chef, der daruaf hinweist, hinweist, dass der Sport mit 40 Prozent Mitgliedern aus der Bevölkerung die größte Personenstandsvereinigung im Landkreis Helmstedt darstellt. „Deshalb haben wir zum Beispiel dem NFV-Kreisverband empfohlen, Fußballturniere in Zukunft in der erstklassig ausgestatteten Halle in Beendorf zu veranstalten“, sagt Nitsche außerdem. Denn dort müsse zwar eine Nutzungsgebühr bezahlt werden, dafür sei die Ausstattung - wie auch andere Hallen im benachbarten Sachsen-Anhalt - aber hervorragend und Kaffeekochen stelle kein Problem dar...

Torsten Scharf hat sich indes einen Vorschlag zur Versöhnung ausgedacht. „Alle Sportvereine könnten eine Erklärung unterschreiben, dass sie in den Hallen tatsächlich nur Kaffee kochen oder
Würstchen warm machen. Dann könnte der unsägliche Punkt 11c der Verordnung gestrichen werden.“

Helmstedter Sonntag vom 08.02.2015

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