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Handball Stargast beim TC

Der TC Schöningen bot seinen Nachwuchshandballern ein besonderes Trainingserlebnis. Magdeburgs Kreisläufer und Nationalspieler Christoph Theuerkauf kam als Übungsleiter in die Schützenbahnhalle.

Handball Stargast beim TC

Der TC Schöningen bot seinen Nachwuchshandballern ein besonderes Trainingserlebnis. Magdeburgs Kreisläufer und Nationalspieler Christoph Theuerkauf kam als Übungsleiter in die Schützenbahnhalle.

Trainingsspaß aus dem Profi-Alltag

Christoph Theuerkauf bringt Grundlagen, Tempo und viel Motivation in die Schützenbahn-Halle.

Von Kai-Uwe Ruf

Etwas außer Atem steht Kathrin Bock an der Strafwurf-Linie. Trotzdem verwandelt die 12-jährige auch ihren siebten Wurf in Folge und lässt sich als Sieben-Meter-Königin feiern. „Ihr müsst euch konzentrieren“, hatte Christoph Theuerkauf zuvor gefordert. Nach 90 Minuten intensivem Training kann die 12-jährige das am besten.

37 Nachwuchshandballer zwischen zehn und vierzehn Jahren sind zur Übungseinheit mit dem Nationalspieler und Kreisläufer in die Schöninger Schützenbahnhalle gekommen. Der 21-jährige Theuerkauf kommt zwar etwas später als angekündigt, sorgte dann aber schnell für strahlende Gesichter. „Der ist voll cool“, urteilt beispielsweise Pascal Supernok. Der 11-jährige D-Jugendliche kann seine Begeisterung kaum bremsen. „Den wollen wir jetzt immer als Trainer“, ruft er seinem Alltags-Übungsleiter Uwe Müller zu.

Viel Zeit zu flachsen bleibt ihm nicht. Christoph Theuerkauf hat seinen Teamkollegen Silvio Heinevetter zur Unterstützung mitgebracht und hält die Zügel stramm: Torwart einwerfen, Finten laufen, drei gegen drei angreifen und sich schnell zurückziehen — das Programm ist vollgepackt mit Grundlagen. Die Magdeburger achten auf Präzision und Tempo.

„Handball wird immer schneller“, sagt Theuerkauf. „Tore werfen und verteidigen — beides ist wichtig und hängt eng miteinander zusammen. Das soll deutlich werden.“

Er hat Geduld. Beiden Technik-Übungen macht er immer wieder vor, wie der Bewegungsablauf funktioniert. Er übernimmt selbst die Rolle eines Verteidigers und lässt den Angreifern, die ihm kaum bis zur Hüfte reichen, trotz aller Beweglichkeit noch eine Wurfchance. Theuerkauf lobt und motiviert. „Bei den jungen TC-Spielern kommt das gut an. „Die Finten sind richtig gut“, sagt Moritz Kreitz aus der D-Jugend des Schöninger Vereins.

Auch dem Magdeburger Profi macht es sichtlich Spaß. Er klatscht in die Hände, lacht und treibt die Schüler unermüdlich an. „Für mich ist das eine Chance, was mit Kindern zu machen“, sagt er. Er habe eine Ausbildung als Gymnastiklehrer und wolle später mit Schülern arbeiten.

Sein Konzept in der Schützenbahn-Halle orientiert sich am harten Handball-Alltag. Einige Schöninger Nachwuchs-Torjäger sind schon richtig aus der Puste, als Theuerkauf zum Ende des Trainings den Sieben-Meter-Wettbewerb startet. „Ganz selbstverständlich zieht er die Parallele zum Profi-Handball: „Wenn wir am Wochenende gegen Hamburg spielen, müssen wir auch mindestens 60 Minuten Vollgas geben — und am Ende gibt es vielleicht den entscheidenden Siebenmeter. Man muss auch unter harten Bedingungen noch werfen können.“

Wie es geht, zeigt Kathrin Bock. Dabei ist die 12-jährige nicht einmal die Nummer eins ihres Teams. „Ich wechsle mich mit Leslie Kroll ab“, sagt sie. Die muss künftig mit härterer Konkurrenz rechnen.

Beim Drehwurf gibt es besonders viel zu beachten

Christoph Theuerkauf greift ganz tief in die Trickkiste des Sportvirtuosen und behält dennoch Bodenhaftung

Die Details interessieren Schöningens Nachwuchshandballer ganz besonders. Nach dem Training mit Magdeburgs Handballprofi Christoph Theuerkauf wollen sie es genau wissen: „Wie geht es mit dem Drehwurf, und woher kannst du das.“

Der Kreisläufer muss lachen und beginnt zu erklären. „Also mir hat es Stefan Kretzschmar gezeigt“, verweist der 21-jährige auf den Star seines Teams. Den hab‘ ich selber mal gefragt“.

In der Halle ist keim Mucks zu hören

Theuerkauf steht auf, nimmt einen Ball in die recht Hand und fängt an, einen der kompliziertesten Bewegungsabläufe im modernen Handball zu erklären. „Also ihr müsst eine lange Hand machen und einen geraden Arm, und dann umgekehrt ...“ Der 21-jährige lässt den Ball mit einer Drehbewegung lässig auf den Boden fallen und fängt ihn wieder auf. In der Turnhalle ist kein Mucks zu hören. 37 Kinder staunen schweigend, und die TC-Trainer Fred Gronde und Uwe Müller schauen ebenfalls gebannt zu.

„Es ist schwer“, sagt Theuerkauf grinsend. „Stefan hat es zuerst mit dem Rücken zu einer Wand geübt.“

Theuerkauf setzt sich auf eine Bank und macht es vor. Locker springt der Ball aus der Hand an die Wand und wieder zurück in die Hand. „Man lernt es nicht auf einmal“, sagt Theuerkauf dann und findet den direkten Weg vom Sportvirtuosen zurück zur Trainingswirklichkeit des Kreisliga-Nachwuchses. „Mir tut das Handgelenk jetzt schon weh.“

Die TC-Handballer lachen. Der Magdeburger warnt noch vor dem schweren Trick. „Scharfe Würfe zählen genauso wie ein Drehwurf. Wenn es um die Meisterschaft geht und du verwirfst einen Dreher, dann ist du der Arsch der Nation.“

Widmungen auf Bällen und T-Shirts

Die Herzen der Schöninger Handballkinder hat er längst gewonnen. Bei der Autogrammstunde ist für sie kein Halten mehr. Sie umringen den Magdeburger, strecken ihm Fotos, T-Shirts und Bälle entgegen, wollen persönliche Widmungen, und auch noch eine Unterschrift für den besten Freund oder die, beste Freundin. Theuerkauf schreibt geduldig seinen Namen — weit mehr als 37-mal für 37 Kinder.

Für den Sportprofi ist es trotz des Trubels ein entspannter Vormittag. Er ist einen viel straffer organisierten Tagesablauf gewohnt. In Magdeburg steht täglich zweimal Training auf dem Programm. Von 9 bis 11 und von 16 bis 18 Uhr muss Theuerkauf in der Handball-Halle schwitzen. In der Zeit dazwischen ist er als Zivildienstleistender in der Magdeburger Sportmedizin beschäftigt. „Das ist extra eine Stelle für Spitzensportler“, sagt er stolz. Kr

Braunschweiger Zeitung, Freitag, 07.04.2006